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Mark Thompson: Der Vorsitzende der New York Times Company zum Mem „Fake News“Lesezeit: 7 Minuten

Eine der Haus- und Hof-Postillen des Globalismus, The New York Times hatte im Mai berichtet, dass es im ersten Quartal 2016 einen Nettoverlust von 14 Millionen US-Dollar hinnehmen musste. Wie auch hierzulande hat das ehemalige Blatt massive Einbrüche bei den Abonenntenzahlen als auch bei der Auflage. Und auch für die NYT ist der erklärte Feind und Verursacher ihrer „Schwindsucht“ nicht die eigene Berichterstattung, die eher in die Ecke der Propaganda zu verordnen ist als unter klassischem, seriösem Journalismus, es sind vielmehr die alternativen Medien, respektive die Fake News, die ihre Abo-/Auflagenzahlen nach unten getrieben haben.

Mark Thompson - Bildquelle: Wikipedia / eirikso, Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 generisch

Mark Thompson – Bildquelle: Wikipedia / eirikso, Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 generisch

Am Montag hat nun der Präsident und Vorsitzende der New York Times Company, Mark Thompson in einer Rede vor dem Detroit Economic Club Stellung zum „Phänomen Fake News“ genommen:

Was können wir dagegen tun? Das erste, was in den Köpfen einiger Menschen entsteht, ist eine Form der Zensur oder Regulierung. Ich schreibe in meinem Buch wie der britische politische Denker Thomas Hobbes im 17. Jahrhundert, zumindest zum Teil, den extremistischen Predigten und Traktaten, die durch die noch relativ neue Drucktechnologie in wenigen Stunden massenhaft produziert und verbreitet werden konnten, die Schuld für Englands Abstieg hin zum Bürgerkrieg gibt. Er argumentierte später, dass der Krieg nie geschehen wäre, wenn ein paar Tausend der Extremisten zusammengetrieben und exekutiert worden wären.

Jetzt, während ich nicht annehme, daß sogar die schärfsten Kritiker von Fake News die Todesstrafe befürworten würden, gibt es sicher einige, die eine Art funktionale Zensur bevorzugen, wo Fake News Websites identifiziert werden und aus dem Netz genommen werden, und wo Fake News irgendwie aus den Suchanfragen und in den sozialen Medien mittels menschlichen und algorithmischen Mitteln herausgefiltert werden.

(What can we do about it? The first thing that springs to some people’s minds is some form of censorship or regulation. I note in my book how the 17th century British political thinker Thomas Hobbes came, at least in part, to blame extremist sermons and tracts – tracts which could be mass-produced and disseminated widely within hours thanks to the still relatively new technology of printing – for England’s descent into civil war. He later argued that the war might never have happened if a few thousand of the extremists had been rounded up and executed.

Now, while I don’t suppose that even the sternest critic of fake news would advocate the death penalty, there are certainly some who favor a kind of functional censorship, with fake news sites identified and taken down, and fake news somehow filtered out of search and social media by human or algorithmic means.)

Thompson ist sich natürlich bewusst, dass eine offene Zensur, die er anspricht, schon allein aufgrund des ersten US-Verfassungszusatzes – zumindestens derzeit – nicht so leicht zu realisieren wäre:

Und wer hat gesagt, dass die Öffentlichkeit nur die Fakten lesen darf? Der erste Verfassungszusatz sagt im Wesentlichen, dass es ihnen erlaubt sein sollte zu schreiben, zu verteilen und zu lesen, was ihnen verdammt gut gefällt. Wenn einige von ihnen es vorziehen, sich auszutoben und eifrig Lügen und Phantasien zu konsumieren, [dann] sei es so.

(And who said that the public should only be allowed to read the facts anyway? The First Amendment essentially says they should be allowed to write, distribute and read anything they damn well please. If some of them turn out to prefer churning out and eagerly consuming lies and fantasies, so be it.)

Thompson bringt daher die „Idee eines Wahrheitsministeriums“ auf, wobei er zugibt, dass dies zu Irritationen führen kann:

Wenn wir uns die Werkzeuge vorstellen, die verwendet werden könnten, um Fake News aus dem Web und den sozialen Medien zu entfernen – ein mächtiger Algorithmus, der jeden Satz, jedes Bild nach einer Spur von Falschheit durchkämmt, vielleicht unterstützt von Legionen von menschlichen Prüfern, die von einigen der weltweit größten Konzernen angestellt sind – [dann] klingt das verdächtig nach den Kontrollmechanismen der repressivsten Regime der Welt. Sie sind wahrscheinlich nicht praktikabel, und selbst wenn sie es wären, wären sie in unseren freien Gesellschaften besorgniserregend oder noch schlimmeres.

(If we imagine the tools that might be used to excise fake news from the web and social media – a mighty algorithm combing every sentence, every image for any trace of falsehood, aided perhaps by legions of human scrutineers employed by some of the world’s biggest corporations – they sound suspiciously like the means of control employed by the world’s most repressive regimes. They are probably not practical and, even if they were, they would be worrisome or worse in our free societies.)

Da eine solche Umsetzung derzeit ebenfalls nicht realistisch erscheint, nutzt er zur weiteren Veranschaulichung des angeblichen Fake News-Problems den Vergleich mit der Nährstoffinformationslogik bei Lebensmitteln:

Stellen Sie sich einen Supermarkt vor, in dem die Produkte keine Nährstoffinformationen aufgedruckt hätten, und niemand war bereit sich dafür zu verbürgen, woher sie stammen, und die Besitzer sagten, sie könnten nicht wirklich die Verantwortung für die Qualität von irgendetwas übernehmen. Würden Sie Ihre Kinder das Essen aus diesem Supermarkt zu essen geben?

(Imagine a supermarket where the products had no nutrition information printed on them, and no one was prepared to vouch for quite where they had come from, and the owners told you they couldn’t really take responsibility for the quality of anything. Would you feed your children food purchased from that supermarket?)

Zwar sagt Thompson nicht direkt, dass er sich eine solche Logik auch für die „Nachrichtenwelt“ (wohl dann aber nur für alternative Medien) wünscht, aber indirekt lässt er es durchblicken. Die Nährstoffinformationen wurden in den USA im Jahr 1994 verpflichtend vorgeschrieben und sind seitdem auf jedem Produkt zu finden. Die amerikanische Lebensmittel- und Medikamentenkontrollbehörde FDA ist verantwortlich dafür, dass sich alle Lebensmittelhersteller an diese Verpflichtung halten. Will Thompson also eine ähnliche „Behörde“ schaffen, die entscheidet, was dann Fake News sind und was nicht?

Für sein Blatt nimmt er natürlich in Anspruch, dass es nur „Real News“ verbreitet und wenn ihnen einmal ein Fehler unterliefe, gäbe es ja immer noch die Möglichkeit, den verantwortlichen Redakteur anzuschreiben und ihn auf seine Fehler aka Lügen hinzuweisen. Dass aber dadurch eine bestimmte Geschichte in die Welt gesetzt wurde, deren Wahrheitsgehalt niemanden mehr interessiert, auch wenn sie sich am Ende als falsch herausstellt, scheint der feine Herr zu negieren. Vielleicht weil er im Hinterkopf hat, dass die Irak-Kriegspropaganda mit den nichtexistenten saddamschen Massenvernichtungswaffen auch wunderbar funktioniert hat? Welche Rolle spielen da schon 1,5 Millionen tote Irakis?

Zum Schluss muss er natürlich noch einmal den „Verstärker“ spielen und das Mem der Fake News erwähnen, in der Hoffnung dadurch die Abozahlen wieder erhöhen zu können:

Es ist wie bei jedem Qualitätsprodukt. Wenn Sie echten Journalismus wollen, müssen Sie als Verbraucher dafür bezahlen. Also abonnieren Sie. Abonnieren Sie Ihre lokale Zeitung, oder die New York Times, oder das Wall Street Journal, oder die Washington Post, oder, wenn Sie sich besonders verbunden fühlen, alle der oben genannten.

Bei der Times machen wir echte Fortschritte, was das Publikum- und die Online-Abonnentenzahlen anbelangt, die größer als zu irgendeinem Zeitpunkt in unserer Geschichte sind, sowie bei den großen Gewinnen, die wir Jahr für Jahr bei den digitalen Einnahmen generieren. Wir weisen immer noch gesunde Gewinne aus.

(It’s like any quality product. If you want real journalism, you as a consumer will have to pay for it. So subscribe. Subscribe to your local paper, or The New York Times, or the Wall Street Journal, or the Washington Post, or, if you’re feeling particularly flush, to all of the above.

At The Times, we’re making real progress, with audiences and subscriber numbers larger than at any time in our history, as well as big gains year over year in digital revenue. We still post healthy profits.)

Wie gerade die letzte Aussage zur selbst veröffentlichten Realität passt, ist mir angesichts einbrechender Erträge mehr als schleierhaft. Oder sind das gar Fake News?

New York Times - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt www.nytimes.com

New York Times – Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt www.nytimes.com

Quellen:
Mark Thompson Delivers Speech on Fake News
New York Times Co. Reports Loss as Digital Subscriptions Grow

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Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
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