9/11: 800 Familien reichen Klage gegen Saudi-Arabien einLesezeit: 5 Minuten
800 Familien von 9/11-Opfern und 1.500 Ersthelfer sowie weitere Personen, die aufgrund der Anschläge Schaden erlitten hatten, haben jetzt eine Klage gegen Saudi-Arabien und dessen Verwicklungen bei den Terroranschlägen eingereicht. Laut dem New Yorker Nachrichtenmagazin Pix 11 beschreibt die Klageschrift die Rolle Riads bei den Anschlägen:
Das Dokument beschreibt, wie Beamte aus saudischen Botschaften die Entführer Salem al-Hazmi und Khalid Al-Mihdhar 18 Monate vor dem 11. September unterstützten.
Die Beamten haben ihnen dabei geholfen, Wohnungen zu finden, Englisch zu lernen und Kreditkarten und Bargeld zu bekommen. Die Dokumente besagen, dass die Beamten ihnen geholfen haben, sich in die amerikanische Gesellschaft einzufügen.
—
(The document details how officials from Saudi embassies supported hijackers Salem al-Hazmi and Khalid Al-Mihdhar 18 months before 9/11.The officials allegedly helped them find apartments, learn English and obtain credit cards and cash. The documents state that the officials helped them learn how to blend into the American landscape.)
Schon kurz nach dem 11. September wurden die ersten Stimmen laut, die auf die Verbindungen der Attentäter mit Saudi-Arabien hinwiesen. Unter anderem hatte das FBI kurz nach den Anschlägen in einem erst kürzlich veröffentlichten Papier Details zur Rolle Riads aufgeführt. Mit den erst im letzten Jahr freigegebenen fehlenden 28 Seiten aus dem 9/11 Commission Report verfestigten sich diese Verbindungen. Obwohl die US-Regierung diese versuchte herunterzuspielen, sahen zahlreiche Senatoren und Kongressabgeordnete Handlungsbedarf.
Pix 11 geht in seinem Artikel weiter auf die Klageschrift ein, die sich unter anderem auf Informationen aus den FBI-Untersuchungen bezieht:
Die Klage bringt auch Beweise dafür, dass Beamte in der saudischen Botschaft in Deutschland den Hauptverdächtigen Mohamed Atta unterstützt haben. Es wird behauptet, dass ein saudischer Beamter im selben Hotel in Virginia mit einigen Entführern die Nacht vor den Anschlägen verbrachte.
—
(The suit also produces evidence that officials in the Saudi embassy in Germany supported lead hijacker Mohamed Atta. It claims that a Saudi official was in the same hotel in Virginia with several hijackers the night before the attacks.)
Weiter geht die Klageschrift auf „spezielle Markierungen in den Pässen der Entführer ein, die sie als al-Qaida-Sympathisanten kennzeichnet“. Zudem ist sich die Anwaltsfirma Kreindler & Kreindler sicher, dass „das saudische Königshaus wusste, dass ihre Gelder an Wohltätigkeitsorganisationen auch bei al-Qaida landeten“.
Laut Kreindler & Kreindler gab es
eine direkte Verbindung zwischen all diesen Wohltätigkeitsorganisationen und Osama bin Laden und […] sie arbeiteten mit der vollen Kenntnis der saudischen Beamten.
—
(there was a direct link between all the charities and Osama bin Laden and […] they operated with the full knowledge of Saudi officials.)
Die Klageschrift zeigt Details auf, wie die Gelder von Wohltätigkeitsorganisationen in Saudi-Arabien zu den Terrorgruppen gelangte. Eine dieser Wohltätigkeitsorganisationen, die Al-Haramain Islamic Foundation, wird sogar von der US-Regierung selbst als „Terrorsponsororgansiation“ eingeordnet.
Für die Anwälte der Sammelklage steht fest, dass Riad bei 9/11 involviert war:
Die Saudis waren so doppelzüngig. Sie behaupten, Verbündete zu sein, die mit den USA gegen den Iran kämpfen, während sie gleichzeitig mit den Terroristen zusammenarbeiten. Es ist keine Frage, sie hatten ihre Hände bei den Angriffen am 11. September im Spiel.
—
(The Saudis were so duplicitous. They claim to be allies fighting with U.S. against Iran, while at the same time working with the terrorists. There’s no question they had a hand in the 9/11 attacks.)
Erst mit dem Justice Against Sponsors of Terrorism Act, der gegen das Veto Barack Obamas vom Kongress verabschiedet wurde, besteht für die Angehörigen und Opfer von 9/11 die Möglichkeit gegen Staaten gerichtlich vorzugehen. Ex-Präsident Obama, wie auch George W. Bush, pflegt(e) eine enge Beziehung mit dem Königreich. Bereits die Bush-Familie hat eine lange, „gewinnbringende Öltradition“ mit dem Regime in Riad, die Obama weiterführte. Unter dem Kriegsnobelpreisträger wurden zudem neue „Bestmarken“ beim Waffenverkauf nach Saudi-Arabien aufgestellt. Zudem ist unter seiner Ägide der illegale Angriffskrieg Saudi-Arabiens gegen den Jemen begonnen worden, der bis heute mit US-amerikanischen Waffen dort geführt wird.
Der neue US-Präsident Donald Trump hatte noch vor seiner Amtseinführung die Rolle Riads bei 9/11 scharf angesprochen, nachdem die 28 Seiten veröffentlicht worden waren. Jedoch hat sich Trump im Zuge der „Realpolitk“ an Riad angenähert und weitere Waffenlieferungen genehmigt, die selbst Obama abgelehnt hatte. Interessant ist auch, dass der neue US-Außenminister Rex Tillerson (Ex-Chef von ExxonMobile) enge Geschäftsbeziehungen mit den Saudis pflegte und dass es dieser erst vor kurzem ablehnte, Saudi-Arabiens Menschenrechtsverletzungen öffentlich anzusprechen.
Ausgehend von Trumps „Annäherung“ und seinen Äußerungen zu den 28 Seiten ist eine Einschätzung schwierig, wie sich der US-Präsident bzgl. der Klage der 9/11-Opfer verhalten bzw. positionieren wird. Es ist aber davon auszugehen, dass er die Kläger nicht unterstützen wird.
Quellen:
800 Families Just Filed A Lawsuit Against Saudi Arabia Over 9/11
EXCLUSIVE: 9/11 families sue Saudi Arabia, accuse the U.S. ally of complicity in the terrorist attacks
Secrets of 9/11: FBI probe in 2012 focused on alleged supporters of hijackers
9/11 report’s classified ’28 pages‘ about potential Saudi Arabia ties released
Declassified 9/11 pages show ties to former Saudi ambassador
Top secret „28 pages“ may hold clues about Saudi support for 9/11 hijackers
S.2040 – Justice Against Sponsors of Terrorism Act
House of Bush, House of Saud: The Hidden Relationship Between the World’s Two Most Powerful Dynasties
Obama administration arms sales offers to Saudi top $115 billion: report
Yemen: The Graveyard of the Obama Doctrine
Suing the Saudis: 9/11 families hope lawsuit against Saudi Arabia moves faster in Trump Administration
Trump: Redacted 9/11 pages have ‘very profound’ info on Saudi Arabia
Donald Trump’s State Department approves Saudi Arabia weapons sales blocked by Barack Obama
Trump Admin Ups Drone Strikes, Tolerates More Civilian Deaths: U.S. Officials
WILL TRUMP’S STATE PICK TILLERSON SERVE THE U.S. OR EXXON MOBIL?
Rex Tillerson’s four decades at Exxon Mobil could hamper his role as America’s top diplomat
75 Facts: A Beginners Guide to Saudi Aramco
Human rights groups slam Rex Tillerson, Trump’s pick for secretary of State
Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
19 Antworten
[…] Warum suchte sich Trump als erstes Ziel seiner Reise eine absolute sunnitische Monarchie aus, die das Wahhabitentum als Staatsreligion im Artikel 23 ihrer Grundordnung verankert hat: „Der Staat schützt den islamischen Glauben, wendet die Schari’a an, gebietet, was recht ist und verbietet, was verwerflich ist. Er erfüllt die Pflicht, [die Menschen] zum Islam einzuladen.“ Neben Pakistan gilt das Königreich Saudi-Arabien als weltweites Zentrum des Islamischen Fundamentalismus. Top-Terroristen wie Osama bin Laden stammen aus Saudi-Arabien, ebenso wie 15 der 19 Attentäter vom 11. September 2001. Inzwischen haben 800 Familien von 9/11-Opfern und 1.500 Ersthelfer sowie weitere aufgrund der Anschläge geschädigte Personen jetzt eine Klage gegen Saudi-Arabien wegen dessen Verwicklungen in die Terroranschläge eingereicht. […]