Finanzsystem: Saudi-Arabien, seine Bedeutung für den Petrodollar und der „globale ökonomische Neuanfang“Lesezeit: 11 Minuten
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Die Beziehung zwischen Saudi-Arabien und den USA ist nicht erst seit den 1970ern eine ganz besondere. Auch die Interdependenzen zwischen Riad und Washington sind dies und manifestieren sich im sogenannten Petrodollar. Ein Ende dieser Beziehung würde auch ein Ende dieser Interdependenzen bedeuten und damit das Ende des Petrodollars und in dessen Folge das Ende des US-Dollars als Weltleit- und Weltreservewährung. Diesen Zusammenhang habe ich in zahlreichen Artikeln über die Jahre thematisiert. So auch in den neueren Artikeln Finanzsystem: Die Dedollarisierung und der Fall des Hegemons schreiten weiter voran, Finanzsystem: Der Fall des Petrodollars als Mittel der Dedollarisierung und Finanzsystem: Das Jahr 2018 – Nähern wir uns dem Ende des Endspiels?. Ich habe darin versucht aufzuzeigen, dass das Ende des US-Dollars als derzeit wichtigste „Petrowährung“ das Hauptziel der Internationalisten/Globalisten/Eliten (IGE) ist. Denn um das zu erreichen, was die IGE gerne als „globalen ökonomischen Neuanfang“ oder schlicht als „Neue Weltordnung“ bezeichnen, muss eine zentralisierte, globale Wirtschaft mit einem ebenfalls globalen, zentralisierten Geldsystem implementiert worden sein, die von der breiten Masse akzeptiert wurden. Und das bedeutet die Implementierung eines Eineweltwährungssystems, einer Eineweltwirtschaft und einer zentralisierten, politischen Institution, die bereits alle das US-Dollarsystem hinter sich gelassen haben.
Aber eine solche Änderung des zugrunde liegenden Systems, das für die Menschen sowohl soziale als auch monetäre Verwerfungen mit sich bringen wird, kann nicht in einem Vakuum umgesetzt werden. Die IGE und ihre Banker sind nicht daran interessiert, dass ihnen der Schwarze Peter zugeschoben wird, wenn es dann zu den unvermeidbaren Unruhen und den dann bereits eingetretenem Leid kommt. Daher muss ein glaubwürdiges Narrativ erschaffen werden. Ein Narrativ, das die Neue Weltordnung zu einer Notwendigkeit macht, weil die politischen und geopolitischen Krisen ohne dieselbe nicht mehr gelöst werden können. Krisen, die so groß sein werden, dass die Öffentlichkeit regelrecht nach einer Lösung schreien wird, die die Instabilitäten und das Chaos „vermeintlich zu beseitigen hilft“.
Die IGE müssen sozusagen eine „Propagandageschichte“ erarbeiten, die man in der dann angebrochenen Zukunft einsetzen kann, um „selbstsüchtige Nationen“ um ihre Souveränität bringen zu können, die genau für die dann vorherrschenden Zustände verantwortlich gemacht werden wird. Und die einzige Lösung laut dieser „Propagandageschichte“ ist die Abschaffung von staatlicher Souveränität und die Überführung der Macht in die Hände einer kleinen, ausgewählten Gruppe von „weisen und umsichtigen Menschen“, um die Welt doch noch retten zu können.
Ich gehe Stand heute davon aus, dass der Neuanfang mit dem Zusammenbruch des Petrodollarsystems beginnen wird. Ein wichtiges Element meiner Analyse über die „strategische Abkehr vom Petrodollar“ ist die bislang gelebte Symbiose zwischen Saudi-Arabien und den USA. Saudi-Arabien war eine sehr lange Zeit der wichtigste Schlüssel dafür, dass der US-Dollar die Petrowährung sein konnte – und das im Grunde genommen von Anfang an und nicht erst seit den 1970ern.
Die ersten Ölexplorationen und Ölfördergeschäfte in Saudi-Arabien wurden durch die internationalen Ölkartelle Royal Shell Dutch, Near East Development Company oder Anglo-Persian Petrolium durchgeführt und fielen letztendlich in die Hände einer einzigen Firma: Rockefellers Standard Oil Company. Das heißt, dass die saudische Ölproduktion hauptsächlich – im Grunde genommen fast ausschließlich – durch US-amerikanische Hände gesteuert wurde.
Saudi-Arabien, als Gründungsmitglied der OPEC, war damals einer der wenigen Ölproduzenten, der eine Ölpipeline bauen und unterhalten konnte, die den Sueskanal umging, die allerdings 1983 geschlossen wurde. Aber diese Pipeline ermöglichte es Standard Oil und den USA, Druck auf die ägyptische Regierung auszuüben und die innere Stabilität zu jener Zeit ins Wanken zu bringen (was 1952 dann ja zum bewaffneten Konflikt im Land führte). Eigentliches Ziel der USA waren damals das britische Restimperium und das Britische Pfund Sterling als die wichtigste Petrowährung und Weltleitwährung zu jener Zeit und dessen beider Fall. Wir wissen heute, dass sich die britische Wirtschaft seit der Sueskrise nie mehr erholt hat.
Können wir aus dem damaligen Geschehnissen vielleicht einige Parallelen zu heute erkennen?
Ein Bürgerkrieg mag in Saudi-Arabien (noch) nicht anstehen, aber ein „stiller Putsch“ hat bereits stattgefunden, bei dem die Machtbasis des Königreiches insbesondere in den letzten Wochen komplett in seinen Fundamenten erschüttert wurde. Der Hauptnutznießer dieses Wechsels ist dabei der Kronprinz Mohammed Bin Salman (MBS), der sich nur gegenüber dem 81-jährigen König Salman zu verantworten hat.
Um zu verstehen, wie tiefgehend dieser „stille Putsch“ war, muss man Folgendes verstehen: seit Jahrzehnten konnten die saudischen Könige eine politische Stabilität gewährleisten, in dem sie ausgewählte Personen als ihre Nachfolger benannten, die ihre eigenen Interessen fortführen wollten. Positionen wie der Kriegsminister, der Innenminister oder der Polizeichef wurden ebenfalls nur dem König treuen Personen zuteil. Heute vereint MBS alle drei Positionen in seiner Person. Damit liegen die saudische Außenpolitik, sind Verteidigungspolitik und wirtschaftliche (Öl-)Entscheidungen sowie soziale Themen in der Hand eines einzigen Menschen.
Bei einer solchen Machtfülle stellt sich dann aber unweigerlich die Frage: wer kontrolliert diesen Mann, wer steht als eigentlicher Strippenzieher hinter ihm?
Die jüngste politische Säuberung verschiedener „neokonservativer“ Saudis könnte einige glauben machen, dass Prinz Mohammed ein Ende der globalistischen Kontrolle des saudischen Öls und der saudi-arabischen Politik anstrebt. Doch diese Leute liegen aus verschiedenen Gründen mit dieser Annahme falsch.
Prinz Mohammeds „revolutionäre Vision für 2030 (warum kommt mir hier gerade die Agenda 2030 in den Sinn?)“, die er in Folge seiner Machtübernahme entwickelt hat, ist offiziell darauf ausgerichtet die saudische Abhängigkeit vom Öl und der daraus generierten Erträge zu mildern, und gleichzeitig eine wirtschaftliche Stabilität auch für die Zukunft zu gewährleisten. Ich glaube jedoch, dass es hier NICHT um das Ende der Ölabhängigkeit geht, vielmehr darum die Abhängigkeit Riads vom US-Dollar zu beenden. Tatsächlich weist das Vorgehen darauf hin, dass Saudi-Arabien sich vom US-Dollar als weltweite Petrowährung trennen und die eigene Währung Riyal vom US-Dollar abkoppeln will. Zudem hat MSB neue, tiefere Beziehungen mit Russland und China eingeläutet, in dem er bilaterale Vereinbarungen traf, die das Ende des US-Dollars als „Mechanismus im Ölhandel zwischen den Staaten“ bedeuten können.
Viele werden jetzt einwerfen, dass diese Strategie hochgefährlich und schädlich für den Westen und die US-Interessen ist und dass die Großkonzerne alles dafür tun würden, um dies zu verhindern. Aber das genaue Gegenteil ist der Fall. Tatsächlich ist es so, dass sich die IGE hinter die „Vision für 2030“ von MBS gestellt haben.
Großkonzerne und Banken wie die Carlyle Group, Goldman Sachs, Blackstone oder Blackrock haben sich ALLE hinter diese Vision und hinter Mohammed Bin Sulman gestellt, in dem sie sich in den Public Investment Funds (PIF) von MBS, dem er sogar vorsitzt, eingebracht haben.
Billionen an Kapital fließen durch den PIF, das meiste aus den Geldkoffern der Großkonzerne der IGE. Es ist sehr wichtig nochmals darauf hinzuweisen, dass das so gerne in den Medien transportierte „falsche Ost-West-Paradigma (Ost vs. West)“ wie auch die „Opposition der Politik des Ostens gegen den Westen“ für die IGE vollkommen unwichtig und nur Mittel zum Zweck sind; die IGE sind die wahren Antreiber hinter dem gerade stattfindenden Schwenk weg vom US-Dollar, wie das Beispiel Saudi-Arabien und die „Vision für 2030“ eindrucksvoll belegt. Das Ende des US-Dollars als Weltreserve- und -leitwährung ist genau in ihrem Sinne – es ist von ihnen genau so geplant worden.
Und diese Planung endet auch nicht mit dem Fall des Petrodollarstatus. Denn diese „Störungen in der Machtdynamik“ führen immer unweigerlich zum Krieg. Krieg fungiert schon immer als eine Art „Säuberungsmechanismus historischer Aufzeichnungen und Geschehnisse“. Krieg dient immer zur Ablenkung der Massen von denjenigen, die im Hintergrund wirklich durch die geopolitischen Verwerfungen profitier(t)en.
Prinz Mohammed hat bereits Konflikte mit dem Jemen und Katar ausgelöst. Aber dies scheinen nur das „Vorgeplänkel“ für weit größere Gewaltorgien zu sein. Das nächste Ziel scheint aktuell der Libanon zu sein – und dann höchstwahrscheinlich Syrien und der Iran.
Das erste Zeichen, woran man dies festmachen kann, war die Abdankung des libanesischen Premierministers Saad Hariri am 4. November. Ein Rücktritt der nach Ansicht der Hisbollah aufgrund des Drucks durch die saudische Regierung erfolgte. Interessanterweise gab Saad Hariri seinen Rücktritt im saudischen Fernsehen bekannt, als er in Riad weilte.
Der Erschütterung im politischen System des Libanons folgte ein regelrechtes Säbbelrasseln Riads gegen die Hisbollah (die viele als von Teheran gesteuert und kontrolliert erachten). Will man offiziellen Umfragen glauben, ist sich die libanesische Bevölkerung völlig uneins, was die Hisbollah und den Iran und deren „Zusammenarbeit“ anbelangt. Was wiederum dazu führen kann, dass man diese „Bruchstelle“ im klassischen Divide et Impera nutzen wird, um einen Bürgerkrieg vom Zaun zu brechen. Fügt man dem noch den „geheimen Besuch Israels von Prinz Mohammed im September“, der offiziell immer noch abgestritten wird, sowie die „neu entdeckte Freundschaft zwischen diesen beiden Ländern“ hinzu, dann haben wir eine Gemengelage, die durchaus das Potenzial für einen (Bürger-)Krieg im Libanon in sich trägt.
Die Frage, die man sich jetzt stellen muss, ist: bleibt ein solch möglicher Krieg zwischen Saudi-Arabien, Israel und der Hisbollah ein Stellvertreterkrieg oder wird er zu einem größeren Konflikt, der auch auf den Iran, Syrien und die USA, respektive Russland übergreifen wird?
Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir in Erinnerung behalten, dass MSB bereits Gelder in Höhe von etwa 800 Milliarden US-Dollar von politischen Gegnern eingefroren oder beschlagnahmt hat. Eine Summe, die durchaus reicht um mehrere Jahre einen Konflikt – vielleicht sogar gegen den Iran – in der Region zu befeuern.
Zudem müssen wir die Rhetorik Trumps gegen den Iran im Hinterkopf behalten. Ebenso seine „Wiedereinführung der Sanktionen gegen den Iran“, die beide rein zufällig zeitgleich erfolgten, als die Spannungen zwischen Riad und der Hisbollah zunahmen. Bereits 2006 versuchte Israel den Libanon einzunehmen, was damals noch von der Hisbollah verhindert werden konnte. Aber Israel zeigt nach wie vor Interesse daran, sich „militärisch in der Region einzubringen“. Die kombinierte Kraft aus Saudis und Israelis mag bei einem erneuten Versuch zu einem anderen Ergebnis als 2006 führen. Und dann müsste Teheran fast zwingend intervenieren.
Syrien unter Assad würde in dieser Gemengelage ebenfalls wieder zu einem „potenziellen Übernahmekandidaten durch den Westen“ werden. Denn der Iran und Syrien sehen sich als Freunde und Partner mit Beistandsverpflichtung.
Ich glaube derzeit, dass sich wahrscheinlich die Großmächte USA, Russland und China aus seinem solchen Konflikt heraushalten würden (zumindest in einer weiter gefassten Betrachtung, was wiederum Waffenlieferungen u.ä. nicht automatisch ausschließt). Aber zumindest die USA und Russland würden geheime Kräfte in die Region bringen, um die jeweiligen Gegner mit Waffen und Geld zu unterstützen. Ergo, es würde dann ein klassischer Stellvertreterkrieg stattfinden. Analog zu Nord-Korea sehe ich keinen Weltkrieg aus einem solchen Konflikt erwachsen, der dann mit Nuklearwaffen im Mittleren Osten geführt wird.
Was ich hingehen erwarte, ist etwas Weitreicherendes: ein sich weiter beschleunigender Zerfall unserer bereits im zusammenbrechen befindlichen ökonomischen Strukturen sowie das Ende des US-Dollars als Petrowährung und als Weltleit-/-reservewährung, sobald es zu einem bewaffneten Konflikt kommt. Meiner Ansicht nach scheint das Verhalten Riads (wie auch die immer lauter geschlagenen Kriegstrommeln gegen Nord-Korea) bestens dafür geeignet zu sein, einen größeren Konflikt auszulösen, der wiederum die Massen von den wahren dann parallel laufenden Systemveränderungen ablenken wird.
Nicht ein klassischer Weltkrieg ist das, was wir hier erleben werden. Sondern ein Weltwirtschaftskrieg, den die IGE hier uraufführen. Es ist eine geopolitische Krise, die sie selbst erschaffen haben, um die Menschen für die Lösung zu begeistern, die sie von Anfang an als Ziel ausgegeben haben: die vollständige Zentralisierung der Menschheit in einem totalitären System, mit ihnen als alleinigen Profiteuren und an der Spitze stehenden Personen.
Quellen:
Saudi Coup Signals War And The New World Order Reset
Finanzsystem: Die Dedollarisierung und der Fall des Hegemons schreiten weiter voran
Finanzsystem: Der Fall des Petrodollars als Mittel der Dedollarisierung
Finanzsystem: Das Jahr 2018 – Nähern wir uns dem Ende des Endspiels?
Muhammad bin Salman has swept aside those who challenge his power
Putin Welcomes Saudi Arabia Into His Middle East Sphere of Influence
Closer Ties: China And Saudi Arabia Sign $70 Billion in New Deals
Carlyle Group Chairman: Saudi Arabia Will Encourage More Capital Attraction
Goldman Sachs backs Saudi’s ambitious Vision 2030 plans
BlackRock, Blackstone to open offices in Saudi Arabia: Crown Prince
Hezbollah: Lebanon PM forced to resign by Saudi Arabia
DID THE SAUDI CROWN PRINCE MAKE A COVERT VISIT TO ISRAEL?
Saudi plan to ‘accept Israel as a brotherly state’
Trump decertifies Iran nuclear deal, slaps sanctions on IRGC in broadside at ‘radical regime’
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